„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, scheint sich die P&R-Gruppe derzeit zu sagen.
Lediglich
ein kurzes Schreiben von P&R-Geschäftsführer Martin Ebben an den
Vertrieb und einige betroffene Anleger vom 27. und 28. Februar 2018 ist
das einzige, was die Gruppe über ihren derzeitigen Zahlungsstand
verlauten lässt: „Wir bitten Sie, ab sofort keine weiteren Verträge mehr
abzuschließen“ und „Aus aktuellem Anlass“ habe sich die
Geschäftsleitung entschlossen, die aktuellen Angebote aus dem Vertrieb
zu nehmen.
Bei rund 50.000 Kunden und bei einem Investmentvolumen von 3,5 Milliarden € gibt es allerdings eine Menge Gründe, um einen solchen Vertriebsstop näher zu erklären. Schließlich ist die P&R-Gruppe aus Grünwald bei München der milliardenschweren Marktführer für Geldanlagen in Transportcontainer.
Das Geschäftsmodell der P&R-Gruppe
Das Geschäft der P&R funktioniert seit 40 Jahren so: Anleger kaufen über die Verwaltung als Direktinvestition Schiffscontainer für die Warenlogistik auf hoher See. Die P&R kümmert sich um die Vermietung der Container. Nach Ablauf von fünf Jahren nimmt der Verwalter die gebrauchten Container wieder zurück und zahlt einen entsprechenden Preisabschlag auf den Neupreis.
Rund 5 % des weltweiten Containerbestandes werden nach Aussage des Handelsblattes über die P&R-Gruppe bestückt. 2013 erlebte das Unternehmen sein bestes Jahr und nahm rund eine Milliarde Euro durch verkaufte Container ein. Doch diese Container werden nun – nach 5 Jahren Vermietung – zum Rückkauf fällig. Allerdings litt die Branche unter erheblichen Verkaufseinbußen in den Folgejahren nach 2013 – nicht zuletzt durch die Insolvenzen zahlreicher Containerlogistiker.
Geschäftsführung verweigert Auskunft
Bei den Anlegern, die teilweise vergeblich auf die Mieten und Rückkaufzahlung des vierten Quartals warten, schwindet derweil das Vertrauen. Weder wollte man bisher sagen, welcher Anlass für den Vertriebsstop sorgte, noch werden Stellungnahmen auf Anfragen der Medien zu diesem Thema geliefert.
Nur so viel kommt von P&R: Weitere Informationen sollen folgen. Man wolle die ausstehenden Mieten und fälligen Rückkäufe bis spätestens zum 20. März 2018 vollständig bezahlt haben.
Die Finanzaufsicht BaFin soll zwischenzeitlich gegenüber der Fachpublikation „kapital-markt intern“ (k-mi) erklärt haben, dass sie zumindest keinen Vertriebsstopps oder ähnliche Maßnahmen angeordnet habe.
Dennoch bleibt k-mi kritisch und spricht von unkalkulierbaren Haftungsrisiken durch die intransparente Struktur der Gruppe.
Mehr Ausgaben als Einnahmen?
Auch das Handelsblatt berichtet am 8. März 2018 in dem Artikel „Container-Investments droht eine Schieflage – Anbieter P&R verschiebt Auszahlungen an Anleger“ von einem möglichen Zahlungsproblem der Gruppe. Die P & R Gruppe habe über mehrere Jahre mehr Mieten an die Anleger ausbezahlt als hereingeflossen sei.
Zudem sei einer der Handelspartner kurzfristig von der Vereinbarung
zur Übernahme der zum Verkauf vorgesehenen Containerflotte
zurückgetreten, heißt es von P&R.
Der Wiederverkauf von
vermieteten und gebrauchten Containern und das Neugeschäft sind
allerdings die wichtigsten Geldquellen, um Altkunden und Anleger
auszuzahlen.
In einem vor wenigen Wochen ausgegebenen Rahmen-Prospekt zur Vermögensanlage 5005, die ebenfalls von dem Vertriebsstop betroffen ist, sprach P&R davon, von 2018 bis 2023 pro Jahr Container im Volumen von 550 Millionen € an Anleger verkaufen zu können. Der nun verhängte Vertriebsstop lässt daran erhebliche Zweifel aufkommen.
Was sollen Anleger nun tun?
Dr. Thomas Meschede, Rechtsanwalt und Fachanwalt für das Bank- und Kapitalmarktrecht, rät betroffenen Anlegern, die in Schiffscontainer von P&R investiert haben, frühzeitig über rechtliche Handlungsmöglichkeiten nachzudenken. Neben der Klärung der eigentumsrechtlichen Lage an den Containern könnten Schadensersatzansprüche gegen die Anlagevermittler und Banken bestehen, welche die Direktinvestments zum Kauf empfohlen hatten.
Das Team der mzs Rechtsanwälte steht für eine kostenlose Ersteinschätzung gerne unter 0211-69002-68 zur Verfügung.