Kontosperre: comdirect schaltet Konto für junge Familie wieder frei

von Dr. Thomas Meschede, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht

Für unsere Mandantin und ihre Familie war es ein Schock: Trotz eines Guthabens von mehr als 100.000 € wurde der Mutter von drei kleinen Kindern das Konto von der comdirect – einer Marke der Commerzbank AG ohne Vorankündigung gesperrt.

Die Kontosperrung war für unsere Mandantin unerklärlich und durch nichts zu rechtfertigen. Unsere Mandantin wickelt einen Großteil ihrer Zahlungen für ihre Lebensführung über dieses Konto ab –  insbesondere auch die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung und die Haushaltskosten für eine fünfköpfige Familie.

Keine Überweisungen, keine Debitkarte, nichts geht mehr

Auf die erste Aufforderung der Mandantin reagierte die comdirect (Commerzbank) gar nicht. Die von der Mandantin gesetzte Frist verstrich ohne jegliche Reaktion und das Konto blieb weiterhin gesperrt.

Mit ihrem Anliegen kam die Mandantin daraufhin zu uns und wir erkannten die Dringlichkeit dieses Falls. Als Mutter von drei Kindern unter 6 Jahren ist die Nutzung des Bankkontos, auf dem ihr Gehalt und das ihres Ehemanns eingeht, essenziell.

Mit einem anwaltlichen Schreiben setzten wir der Bank erneut eine Frist. Bis zum Folgetag, 15 Uhr, sollte das Konto freigeschaltet sein, sonst bliebe letztlich nur die Beantragung einer einstweiligen Verfügung zur Freischaltung des Kontos.

Die gesetzte Frist ließ die Bank zunächst verstreichen.

Es brauchte dann doch ein paar Tage – allerdings keine einstweilige Verfügung – bis die Mandantin aufatmend vermeldete, dass sie wieder auf das Konto zugreifen und die wichtigen Überweisungen und Lastschriften für ihre Familie getätigt werden konnten.

Hintergrund der Kontosperre war vermutlich ein hoher Zahlungseingang infolge des Handels mit Kryptowerten gewesen, der bei der Bank einen Verdacht von Geldwäsche auslöste. Dies geschieht oftmals automatisiert, wenn solche Kontobewegungen in einem für die Kontoinhaber unüblichen Umfang stattfinden. Der Verdacht der Geldwäsche ist nach unseren Erfahrungen jedoch häufig gänzlich unberechtigt.

Häufig ist Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung der einzige Weg

Dieser erneute Erfolg zeigt, dass es in vielen Fällen ratsam ist, unverzüglich anwaltliche Hilfe zur Kontofreischaltung in Anspruch zu nehmen.

Kontosperrung werden selten begründet, aber häufig verbirgt sich hinter der Kontosperre eine von der Bank zuvor erstattete Verdachtsmeldung wegen Geldwäsche. Häufig lässt sich dieser Verdacht durch eine sorgfältige Erläuterung der Rechtmäßigkeit der Kontobewegungen entkräften. Zudem ist der Bank die Eilbedürftigkeit einer Kontofreischaltung für die finanzielle Handlungsfähigkeit des Betroffenen deutlich zu machen.